Melanin

Wo ein Anfang, da ein Ende, sagen viele schlaue Bände…
Aber wo fängt man überhaupt an?
Und warum fängt man überhaupt an?


Es gibt viele Gründe eine Band zu starten. Die ganz Frühen gründen ihre erste
Band vor dem Spiegel mit dem Tennisschläger als Gitarrenersatz. Oft sind auch
erste Musikunterricht-Skills im pubertären Alter der Auslöser. Die Begründung, um
in der Folge in versifften Kellern oder Industriebrachen jede Menge Lärm zu
machen und Bier zu vernichten. Manche lecken dann Blut, wollen unbedingt auf
die Bühne und ebenso unbedingt Erfolg. Die wenigsten haben ihn und viele hören
dann nach ein paar Monaten frustriert wieder auf, wenn sie nicht direkt entdeckt
und für Rock am Ring gebucht werden.


Dann gibt es aber die, die wirklich Bock auf Musik und dieses unvergleichliche
Gefühl haben, wenn die Ideen sich formieren und sich Songs herausschälen und es
„klick“ macht. Das ist magisch und völlig unabhängig von Bühnengrößen,
Plattenverträgen und – verkäufen.


Wenn also diese Basics untereinander stimmen, dann ist alles andere an sich
Bonus. Die drei von Melanin haben eine über 20jährige gemeinsame Geschichte
mit Dyin‘ Julia und Hampez war noch länger Bassist bei End Of Green.
Deren Sound hat hier und da melancholisch-düstere Spuren im Melanin-Sound
hinterlassen (wahrscheinlich pantschen die in Göppingen irgendwas ins
Trinkwasser), zu Verwechslungen kann es aber schon alleine deswegen nicht
kommen, weil Hampez deutsche Texte schreibt und singt. Und auch wenn da oft
die Ausnahmen, die die Regel bestätigen, viel Erfolg mit bzw. trotz Gaga-Texten
haben, merkt man auch besonders bei den Melanin-Texten, dass die Band etwas
zu sagen hat – man höre etwa „Falscher Zweiter Eindruck“ oder „Stille Worte“.
Und jetzt also die erste EP (Stille Worte), die durch die Zauberhände und goldenen
Ohren von Produzent Marc Ayerle veredelt wurde. Die Hörerschar wird also
wachsen, die Bühnen größer werden und wer weiß noch alles so passiert? Aber
wie gesagt, ist an sich alles Bonus, denn hier ruht eine Band leidenschaftlich in sich
selbst.

Der Weg ist das Ziel und ein Ende nicht in Sicht!

ABOUT MELANIN

Hampez: Gitarre & Gesang
Martin: Drums
Markus: Bass

Rezension – Melanin „Stille Worte“

Guter alter Rocksound mit absolut ehrlichen deutschen Texten mitten aus dem Leben. Das ist es, was Melanin in ihrer ersten EP „Stille Worte“ leben und uns ungeschminkt auf die Ohren packen.

Los geht’s mit „Lügen Leid“ Ein Stück wie es der Alltag schreibt. Schnelle Gitarren und ein vorwärtsdrängender Bass nehmen den Text in ihre Mitte. Ein Text, der deutlich macht, wie oft man mit Floskeln antwortet und versucht sich selbst gut zu präsentieren, um nur niemanden hinter seine Fassade blicken zu lassen.

Ein weiteres Lied, welches mir im Ohr geblieben ist, wäre „Wie es mir geht“. Wenn einem die Puste ausgeht, man ins Schwimmen gerät und keine Ahnung hat, wie es denn weiter gehen soll. Besser kann man so eine Situation nicht in musikalischen Kontext bringen.

Und um dabei die optimistische Grundeinstellung nicht zu verlieren sollte man anschließend direkt „Falscher zweiter Eindruck“ hören. Sehr eingängig ohne dabei an Bedeutung zu verlieren.

Wer fürs Herz eine schöne Ballade mit Tiefgang braucht, dem empfehle ich „Endlose Zeiten“. Gitarre und Bass halten sich bis zum Refrain zurück und nehmen dann schön an Fahrt auf. Ein sehr gelungenes Stück.

Insgesamt holen die Songs der EP den Hörer ab, schaffen eine Verbindung zu ihm und halten sie die ganze Zeit aufrecht. Diese Fähigkeit haben bei weitem nicht alle Bands.

Ich finde es herrlich erfrischend, zwischen all den vielen englisch sprachigen Bands zur Abwechslung mal deutsche Texte zu hören und, wie ich zugeben muss, zu genießen. Die raue Stimme von Hampez verleiht den Songs zusätzlich Nachdruck.

Man erkennt, dass die Musiker viel Erfahrung haben, denn sie harmonieren perfekt zusammen und es ist definitiv nicht zu hören, dass „Stille Worte“ ihr erstes gemeinsames Werk ist. Kein Wunder, denn sie können insgesamt auf etwa 20 Jahre Musikgeschichte zurückblicken, mal zusammen, mal nicht. So war unter anderem Hampez viele Jahre Bassist bei End of Green.

geschrieben von Antje Heine

Links

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bandcamp: https://melaninmusik.bandcamp.com/album/stille-worte